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Strassen


Griechenland mit dem Motorrad ja. Doch aus eigener Erfahrung möchte ich etwas auf die Strassenverhältnisse hinweisen. Ich habe mehrer Touren mit Freunden in und nach Griechenland unternommen doch leider ist es nur ein einziges mal Unfallfrei abgelaufen.

 

 

 

Allgemein

Da die Straßenverhältnisse in Griechenland etwas "anders" sind als bei uns, möchte ich hier dringend auf ein paar Verhaltensregeln hinweisen. Dies soll keine Panikmacherei sein. Mit einer angepassten Fahrweise ist es möglich einen wunderschönen Motorradurlaub zu erleben. Leider habe ich aber bei fast jedem Griechenlandurlaub von Motorradfahrern gehört, die gestürzt sind. Bitte tut Euch den Gefallen und winkt nicht einfach ab, sondern lest Euch die folgende Seite durch und behaltet die Tips im Hinterstübchen. Die Unfallursachen in Griechenland sind nicht die mangelnde Fahrpraxis der Motorradreisenden, sondern die chaotischen Zustände der Straßen, sowie die etwas anarchistische Fahrweise der einheimischen Verkehrsteilnehmer. Defensives, vorausschauendes Fahren heißt die Devise

 


Besondere Gefahren

Der Straßenbelag ist in fast allen Fällen sehr schlecht. Selbst bei weicher Reifenmischung kann von guter Haftung keine Rede sein. Besonders wenn der erste Nieselregen nach dem Sommer einsetzt, wird der Zustand sehr kritisch. Es bildet sich ein Film, der mit Glatteis vergleichbar ist.  Extrem ist es vor allem in größeren Städten (Athen, Patras, Thessaloniki..etc.) Dort sind die Straßen, auch ohne Regen, besonders glatt. Vergesst alles, was ihr über Schräglage wisst, vergesst alle Erfahrungen, die Ihr hier in Deutschland gemacht habt.

Rollsplitt ! Es ist bei den griechischen Straßenbauern wohl Usus auf den frischen Asphalt Unmengen von Split zu verstreuen. Das Zeug fährt sich zum Teil fest, viel davon wird aber auch an den Straßenrand geschleudert. Dort liegt es dann bis zum jüngsten Gericht.

Fahrbahnmarkierungen fehlen meistens, besonders wenn man die größeren Straßen verlässt. Versucht also Eure Tagesetappen so zu planen, dass Ihr immer bei Tageslicht ankommt. In der Dunkelheit wird das Fahren auf abgelegenen Straßen ohne Markierung zur Tortur.

In Griechenland wird auf Hindernisse nicht so hingewiesen, wie wir es hier in Deutschland gewohnt sind. Dies gilt für Baustellen, Ölspuren, abgesackte Straßen.... Hindernisse aller Art. Oftmals kümmern sich die offiziellen Stellen überhaupt nicht um einen Hinweis oder eine Beschilderung. In den Bergen habe ich oft erlebt, dass in Kurven Straßenteile, die komplett abgesackt waren, lediglich dadurch gekennzeichnet waren, dass irgend ein guter Mensch ein paar Steine vor der gefährlichen Stelle aufeinander gestapelt hatte.

Straßenreinigung wird eher vernachlässigt. Öl- oder Dieselspuren in einer Kurve sind zwar selten, kommen aber gelegentlich vor. Also wer sich darauf verlässt, dass ein Schild mit der Aufschrift “Ölspur” den gefährlichen Bereich kennzeichnet, dass die Feuerwehr mit Ölbindemitteln dafür gesorgt hat, dass die Strasse wieder befahrbar ist, der gibt sich Illusionen hin. Nichts dergleichen gibt es in Griechenland. Ich erinnere mich an eine Tour von Alt-Epidaurus nach Korinth. Herrliche Kurvenstrecke. Leider hatte irgend ein Dieselfahrzeug offensichtlich den Tankverschluss verloren, so dass in jeder Kurve... schwapp... Ihr wisst schon. Das auf einer Strecke von fast 10 Kilometern. Wir haben es zum Glück gerochen und somit Schlimmeres vermeiden können.

Kurven haben in Griechenland manchmal einen sehr seltsamen Radius. Im letzten Ende haben sie teilweise regelrechte Knicke. Bei der Beschilderung "Gefährliche Kurve" gibt es zwei Extreme. Entweder es gibt überhaupt kein Schild, oder aber es gibt vor jeder Kurve eins, ganz gleich ob diese nun gefährlich ist oder nicht. Einen guten Hinweis geben die Ikonenhäuschen. Je mehr Unfälle sich an einer Stelle ereignet haben, desto mehr kleine Ikonenhaüschen werdet Ihr an der Stelle finden. Fahrt nie schnell in eine Kurve, wenn Ihr diese nicht bis zum Kurvenende einsehen könnt. Denkt immer an die Gefahren, die im letzten Teil der Kurve auf Euch lauern könnten. (Bergziegen, Schlaglöcher, Schafherden, Ölspuren, entgegenkommende Fahrzeuge auf Eurer Spur.... alles schon erlebt.)

Die Gefahren, die durch andere Verkehrsteilnehmer drohen, dürft ihr nie unterschätzen. Ich habe meine Führerscheine in Athen gemacht, von Ausbildung konnte keine Rede sein. Für die Klasse 3 war es ausreichend 200 Meter geradeaus zu fahren (Siehe auch meine Kurzgeschichte “der Führerschein” unter Kurzgeschichten) und am Ende einzuparken. Meinen 1er erhielt ich, nachdem ich auf einem Bolzplatz zwischen 2 Steinen einige Achten mit der 125er Vespa erfolgreich hinter mich gebracht hatte. Fahrstunden hatte ich in keinem der beiden Fälle absolvieren müssen. Noch extremer ist es in der Provinz. Hier werden Euch so einige Fahrzeuge begegnen, deren Fahrer noch nicht einmal einen Führerschein besitzen. Fahrt grundsätzlich defensiv und vorausschauend. Verlasst Euch nie darauf, dass Ihr Vorfahrt habt.

Wenn Ihr in der Provinz unterwegs seid, so bedenkt bitte, dass das nächste gut funktionierende Krankenhaus wahrscheinlich mindestens 200 km entfernt ist. Krankenwagen, Hubschrauber, vergesst es. Die medizinische Erstversorgung bei einem Unfall kann Stunden dauern. Wenn man bedenkt, dass die ersten 5 Minuten lebensentscheidend sein können, eine Katastrophe.



Helmpflicht

Genau wie bei uns, besteht in Griechenland die Pflicht, einen Helm zu tragen. Es interessiert nur leider niemanden. Ihr werdet oft erleben, dass Griechen ohne Helm Motorrad fahren. Bei den Temperaturen, die gerade in den Monaten Juli-August dort herrschen, könnte man es fast verstehen. Trotzdem kann ich nur davor warnen ohne Helm und ausreichende Schutzkleidung zu fahren. Besiegt den inneren Schweinehund und kleidet Euch vernünftig, auch wenn es unter der Schutzkleidung warm ist.


Fazit
Griechenland ein Motorrad Land ? Aber sicher, wobei ich sagen würde ein Land zum cruisen. Es ist ein Land in dem die Landschaft, der Weg, das faszinierende sein sollten, weniger der eigentliche Spass am Fahren, wie wir es aus den Alpen, oder vom Nürburgring her kennen. Es gibt wunderschöne Strecken, abgelegen, teilweise begegnet man an einem Tag gerade mal 5-10 Autos. Wenn ich an die Strecke von Meteora nach Delphi denke, den direkten Weg über die Berge... ich glaube wir sind auf der ganzen Strecke einmal 1000 Meter geradeaus gefahren, der Rest war Kurven Kurven Kurven. Einsamkeit, herrliche kleine Bergdörfer, ein Traum. 250 Kilometer in 10 Stunden. Griechenland ist ein Motorrad Land, wenn man gewisse Regeln beachtet. Griechenland ist in der Provinz vergleichbar mit einer Bananenrepublik, wenn man auf diesen abgelegenen Strassen ärztliche Hilfe braucht. Wer das verinnerlicht und seine Fahrweise anpasst wird wunderschöne Touren erleben.

Copyright Ralf Nicolaus