Gästebuch

Nichtraucher

 

I
Ich bin ab 14.04.2006 Nichtraucher. Ich möchte mein Leben als Nichtraucher, zumindest für die ersten Tage, hier in Form eines Tagebuches dokumentieren. Warum tue ich das?

  • Ich hab überall gelesen, man solle seinen Entschluss mit dem Rauchen aufzuhören, möglichst vielen Menschen verkünden. Und wo kann ich das besser, als hier, wo es jeder lesen kann.
     
  • Es baut mich auf, meinen eigenen Fortschritt zu dokumentieren und bestätigt meinen Entschluss.
     
  • Es hilft vielleicht anderen zu sehen, dass man nicht stirbt, oder wahnsinnig wird, wenn man das Rauchen aufgibt, das das alles durchaus ertragbar, nein sogar schön ist und Spaß macht.

Die Hintergrundmusik kannst Du hier abschalten, lauter oder leiser stellen.

 


Was bewegte mich dazu aufzuhören, nachdem ich in den letzten 30 Jahren über 438.000 Zigaretten geraucht habe und ca. 3 Kilogramm Teer durch meine Lungen gejagt habe? Vorsichtigen Schätzungen zufolge habe ich in den letzten 30 Jahren ca. 70.000 Euro für Zigaretten ausgegeben. Das ist eine schöne kleine 2-Zimmer Eigentumswohnung in Leverkusen. Ich war ein starker Raucher, mindestens 50 Zigaretten am Tag.

Nun wie jeder Raucher, war ich es schon lange leid, die Sucht, die Angst vor Krebs, den Geruch, den Geschmack im Mund, das Gefühl der Abhängigkeit, wenn keine Zigaretten im Hause waren... Und wie jeder Raucher sagte ich mir, irgendwann höre ich auf... und begnügte mich damit diesen Termin immer weiter vor mir her zu schieben.

 


1. Tag
Es fällt mir eigentlich gar nicht schwer. Ich habe eines dieser Nikotin-Pflaster aufgeklebt und vermisse eigentlich die Zigarette überhaupt nicht. Mir wird bewusst, dass die Gewohnheit das schlimmste ist. Ich spüre dann den Schmacht nach Zigaretten, wenn ich Dinge tue, bei denen ich früher immer geraucht habe:

  • Telefonieren
  • Morgenkaffee
  • im Internet surfen.
    etc.

Tue ich jedoch Dinge, bei denen ich früher auch nicht geraucht habe, fehlen mir die Zigaretten überhaupt nicht. Zum Beispiel beim Motorrad fahren.

Der erste Tag geht erfolgreich zu Ende. Abends höre ich noch eine CD, die Ina bei Ihrer Hypnose Sitzung mitbekommen hat. Man soll sie Abends hören, und sie wirkt auf das Unterbewusstsein. Ich mag gerne daran glauben und probiere das aus. Jeder Weg ist mir recht, wenn er zum Ziel führt.

Fazit: 48 Zigaretten nicht geraucht, 10,60 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich bin stolz auf mich.


2. Tag
Ich spüre eine eigenartiges Gefühl. Entzugserscheinungen in Form von Schweissausbrüchen, Schwindelgefühlen. Ich kann mich auf nichts konzentrieren. Ich komme mir vor, als sei ich in Watte gehüllt, alles um mich wirkt so unecht. Mittags treffe ich mich mit Ina auf eine kleine Motorradtour. Danach geht es mir besser. Ich lerne daraus, dass ich rausgehen muss , etwas unternehmen muss, wenn die Entzugserscheinungen kommen.
Ich kaufe mir das Buch von Allen Carr: “Für immer Nichtraucher”
Abends bin ich auf einer Fete eingeladen. Es fällt mir eigenartigerweise gar nicht schwer, dort nicht zu rauchen. Ich nehme stattdessen Karotten- und Kohlrabi- Stangen vom Buffet. Viele drücken ihre Anerkennung aus, eine Dame (Raucherin) sagt herablassend... frag ihn doch mal wie langer er das durchhält. Beides baut mich auf. Die Anerkennung tut gut, die Stimme, die es mir nicht zutraut verstärkt meinen Ehrgeiz es erst recht zu packen.

Fazit: 96 Zigaretten nicht geraucht, 21,20 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich fühle mich gut. Mir ist aufgefallen, dass ich viel besser durchatmen kann. Zum ersten mal fallen mir Gerüche intensiver auf.


3. Tag
Heute fällt es mir richtig schwer. Ich denke permanent an Zigaretten und habe Schmacht ohne Ende. Ich beginne auch mit Wehmut daran zu denken, daß ich nie mehr eine Zigartette rauchen werde. Das ist die falsche Art zu denken, sagt Ina. Wie recht sie doch hat, aber wie mache ich das meinem Kopf klar?. So komme ich nicht weiter. Ina baut mich den ganzen Tag auf, woher nimmt sie eigentlich diese Kraft? Am Ende reicht es Ihr... sie wirft mir eine Packung Zigaretten hin, als wir ihren Vater besuchen. Ich stecke natürlich keine an. Dieser Tag war echt schwer für mich. Ich hatte riesiges Verlangen nach Zigaretten und ich war sehr unruhig. Ich fühlte mich auch unendlich müde... sind das auch Entzugserscheinungen?

Fazit: 144 Zigaretten nicht geraucht, 31,80 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich fühle mich nicht sehr zufrieden mit mir.


4. Tag
Ein guter Tag. Erstaunlich leicht fällt es mir heute nicht zu rauchen. Schon beim Morgenkaffe bemerke ich, dass ich eigentlich gar kein großes Verlangen habe. Den ganzen Tag bin ich abgelenkt, da wir mit den Motorrädern ein Radrennen sichern. Absolut kein Verlangen nach Zigaretten. Morgens fällt mir auf, aß ich im Treppenhaus auf dem Weg nach unten kalten Rauch rieche, als ich an einer Wohnungstür vorbeigehe. Sowas hätte ich früher nie riechen können. Der Geruch widert mich an. Ich genieße den Gedanken, dass es diesen Geruch in meiner Wohnung bald nicht mehr geben wird. Ich genieße den Gedanken kein Gift in mich hineinzustopfen. Am Abend zu Hause denke ich ab und zu an eine Zigarette. Es ist aber nicht besonders schlimm, kein Vergleich zu gestern. Ina hat mir das Buch: “Endlich Nichtraucher” mitgegeben. Es ist kürzer als das, was ich gekauft habe und es kommt schneller auf den Punkt, sagt sie. Ich werde es mal beginnen zu lesen heute. Heute war es recht einfach nicht zu rauchen. Ich habe ein richtiges Glücksgefühl. Auch diese Müdigkeit von gestern ist weg.

Fazit: 192 Zigaretten nicht geraucht, 42,40 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich bin sehr zufrieden mit mir, ich fühle mich gut.


5. Tag
Ich habe gestern Abend Inas Buch fast gefressen, ich habe dabei vollkommen vergessen, daß ich in der Wanne lag, bestimmt 3 Stunden lang, so spannend war es. Das Buch ist gut. Es ist nichts anderes als eine positive Gehirnwäsche, es zeigt einen anderen Blickpunkt auf. Es ist gut. Es personifiziert die Sucht nach Nikotin als kleines Monster in uns. Und es lehrt einen nicht im Kampf gegen die Sucht aufzuhören mit dem Rauchen, sondern stattdessen voller positiver Gedanken dranzugehen und sich zu freuen, das man nicht mehr rauchen braucht. Ich kann das Buch nur empfehlen und Ina wird sich freuen darüber, daß ich mich darüber ärgere ihrem Rat es zu lesen nicht schon früher gefolgt zu sein.

Der Tag heute war eigentlich sehr gut. Ich habe zwar Schmacht gehabt... (Das Monster will gefüttert werden) Ich habe aber auch eine enorme Energie. Ich habe Heißhunger auf gesundes, Salate, Möhren, Tomaten. Ich ertappe mich dabei, daß ich den Aufzug nicht benutze, sondern die 3 Etagen zu meiner Wohnung zu Fuß laufe, bepackt mit Feld- und Kopfsalat, Tomaten und Karotten. Es fällt mir total leicht. Es ist erstaunlich, wie die 50 Zigaretten pro Tag meine Energie zerstört haben. Und es ist erstaunlich und erfreulich, wie schnell mein Körper sich nach 30 Jahren des Rauchens regeneriert. Ich werde gleich noch eine Runde Fahrrad fahren... es sieht nach Regen aus, egal. Ich spüre so eine enorme Energie. Ich habe mir ein psychisches Spiel ausgedacht. Das Monster macht mich unruhig, rastlos, wenn es nach Futter (Zigarette) schreit. Ich nehme diese Rastlosigkeit und male mir aus, wie aus ihr positive Energie wird. Ich nutze diese Energie um Rad zu fahren, körperliche Arbeiten zu erledigen. Es ist ein Spiel mit meiner Psyche... aber was bitte ist es, wenn ich denke rauchen zu müssen.... nichts anderes. Es ist alles nur ein Spiel im Kopf.

Was mich wundert ist: Wenn ich andere rauchen sehe, so wird dadurch der Schmaucht nicht größer, eher empfinde ich so etwas wie Mitleid mit ihnen und bin stolz darauf, daß ich diese ganzen Zigaretten nicht anzünde. Sie alle wollen aufhören, wenn sie ehrlich zu sich sind. Und sie alle tun nichts anderes, als ich jahrelang getan habe... sie warten auf den richtigen Moment, der nie kommen wird. Wenn ich an die ganzen Ausreden denke, die ich mir jahrelang zurecht gelegt habe. Erstaunlich, ich halte mich für recht intelligent... wie konnte ich nur so blöde sein, 30 Jahre lang?

Ich habe dieses Nikotin Pflaster heute bis Mittag nicht aufgeklebt. Klar, ich hatte Schmacht. Gegen Mittag habe ich dann eines aufgeklebt... der Schmacht war der gleiche. Ich lasse es ab morgen einfach weg. Das Monster will nicht nur Nikotin, es will die Zigarette dazu... Nicht mit mir, Monster, ich hab Dich 30 Jahre lang gewähren lassen und es kam nur Mist bei raus. Jetzt nehme ich hier mal das Ruder in die Hand!
Und nochwas Monster: Du braucht Nikotin hast Du geschrien. Ich gab Dir Nikotin in Form des Pflasters. Jetzt schreist Du trotzdem noch. Also kack Dich aus... Dann gibts halt gar nichts mehr. So!

  • Ich brauche nicht nach Kleingeld in meinem Portemonnaie zu schauen, ich brauche keins.
  • Mir ist es egal. daß der Tabak-Laden unten in der Fußgängerzone um 18:30 schließt
  • Ich hole statt 300 nur 200 Euro vom Konto ab... ich werde über 75 Euro weniger brauchen diese Woche.
  • Wenn ich noch ein paar Tage mit offenen Fenstern fahre, hört mein Auto vielleicht sogar auf so erbärmlich zu stinken. (Ist mir früher nie aufgefallen, wie sehr es stinkt)
  • Ich brauche das bescheuerte Gefühl der Minderwertigkeit nicht mehr zu spüren, wenn ich bei Freunden, die Nichtraucher sind, auf dem Balkon rauchen gehe. Kennt Ihr dieses beschissene Gefühl auch?.

Fazit: 240 Zigaretten nicht geraucht, 53,00 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich bin richtig glücklich. Das Monster schreit nach Futter manchmal... lass es schreien. Es ist kaum der Rede wert... Mensch was hatte ich für eine bescheuerte Angst vor den Entzugserscheinungen. Bis dato ist das nicht annähernd so schlimm, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich ärgere mich, daß ich diese Entscheidung erst jetzt getroffen habe.


6. Tag
Der erste Tag vollkommen ohne Nikotin. Also auch kein Pflaster. Ich war den ganzen Tag arbeiten, in Besprechungen etc. Es war schwer ruhig zu bleiben. Immer wieder kam der Drang eine Zigarette anzustecken. Doch das war gar nicht so schlimm. Ich lies den Gedanken an die Zigarette zu, wehrte mich nicht dagegen und der Gedanke ging, wie er gekommen war. Also diese psychische Sache war ok und einfach eigentlich.

Was mich wahnsinnig gemacht hat heute ist der körperliche Entzug, den es laut Herrn Carr ja gar nicht geben soll. Ich frage mich, wo dieses Schwindelgefühl, dieses Gefühl in einem Wattebausch zu sein und nichts so richtig mitzubekommen, die Schweißausbrüche, die Übelkeit und der Schüttelfrost heute herkamen, wenn es keinen körperlichen Entzug gibt.  Buahh.... das war ekelhaft heute, es war genau das Gefühl wo ich Angst vor hatte und dass mich davon abgehalten hat mit dem Rauchen aufzuhören. Und hätte ich geahnt, daß so eine Scheiße auf mich zukommt, hätte ich nie auch nur ansatzweise mit dem Gedanken gespielt aufzuhören. Es ist im Moment einfach nur eine Qual, einfach nur der Horror. Ich bin recht verzweifelt. Halte dennoch durch irgendwie, heute noch zumindest.

Ich werde gegen Abend aggressiv. Mir ist auch alles Scheiß egal.... Alles ist mir scheißegal... Ich verspüre sogar so eine Art Selbstzerstörungfstrieb. Es ist der absolute Horror heute. Echt der Horror. Ein Scheißtag. Wenn das so weitergeht nehme ich morgen wieder ein Pflaster.

Fazit: 288 Zigaretten nicht geraucht, 63,60 Euro nicht für Gift ausgegeben. Mir geht es aber total beschissen. Ich könnte heute alles und jeden einfach ohne Grund zusammenschlagen. Ich bin aggressiv und es ist der Horror.


7. Tag
Also so einen Horror wie gestern möchte ich nicht mehr erleben. Da ich gelesen habe, das diese körperlichen Entzugserscheinungen schnell aufhören... (5-10 Tage) habe ich mir heute frei genommen. Dadurch kann ich  diesen Horror in Bewegungsenergie umsetzen, das scheint das einzige zu sein, was hilft. Ich hoffe, daß ich bis Montag durch das Schlimmste durch bin, damit ich wieder normal arbeiten kann.

Ich habe gerade meine Wonhzimmerfenster nach langer Zeit wieder einmal geputzt und es genossen, wie die gelbe, klebrige, ekelige Nikotinschmiere abging. Einfach toll und recht abschreckend. Ich habe meine beiden Bürofenster mal dreckig und voller Nikotin gelassen. Die putze ich in einem schwachen Moment.

Sport macht Spaß und bringt auch was. Früher bin auch auch gerne mal Rad gefahren, allerdings war das recht sinnlos. Alles was ich an Trainig für etwas mehr Fitness tat machte ich gleich dannach durch Umengen von Zigaretten wieder kaputt.  Es war immer ein schlechtes Gewissen dabei, wenn ich in den Pausen 1-3 Zigaretten ansteckte. Das ist jetzt vorbei. Jede sportliche Aktivität macht jetzt Sinn und verbessert meine Kondition.

Heute ging es mir viel besser als gestern. Irgendwo sin die Gedanken immer beim Rauchen, aber zuminest ging es mir heute gut.

 Fazit: 336 Zigaretten nicht geraucht, 74,20 Euro nicht für Gift ausgegeben.


8. Tag
Der Tag begann wunderbar. Kein Schmacht am frühen morgen beim Kaffee. Alles lief wunderbar. Ich habe heute mein neues Motorrad bekommen, vielleicht war das auch ein Grund, warum es so super gelaufen war heute morgen. Gegen Mittag bin ich bei der Arbeit doch recht fickrig. Aber es geht, es ist alles im Rahmen und Anbetracht, daß ich nach 30 Jahren jetzt erst 8 Tage rauchfrei bin, finde ich mich in Ordnung.

Gegen Nachmittag telefoniere ich mit Ina und wir geraten in Streit. Und jetzt beginnt der Horror!! Streit mit der Freundin war schon während des Rauchens eine gewaltige Stress Situation  für mich... doch jetzt ist es der Horror. Die erste richtige Bewährungsprobe. Hätte ich Zigaretten hier, ich würde 5 hintereinander rauchen. Ich falle in eine Depression... doch andererseits... in die wäre ich auch mit Zigaretten gefallen. Ich ertappe mich dabei, daß ich mein schlechtes Gefühl dem Nichtrauchen zuschieben will... dabei hat das damit gar nichts zu tun. Ich hätte mich auch mit Zigarette nach dem Streit mit meiner Freundin Scheiße gefühlt. Und da ist eine Falle, für alle die aufhören wollen, wir tendieren dazu, es dem Nichtrauchen zuzuordnen, wenn es uns mal schlecht geht... und meistens hat das mit dem Nichtrauchen gar nichts zu tun. Dennoch glauben wir das, stecken uns eine an.. und schon hängen wir wieder an der Nadel(Kippe) Ich wollte eigentlich Motorrad fahren heute, doch dazu habe ich keine Lust mehr. Ich will nur noch rauchen, rauchen rauchen. Ich weiß, dass wird meinen Stress nicht mindern. Mann ist das wieder schwer heute. Und wieder kommt dieses Scheiß egal Gefühl in mir hoch... So langsam mache ich mir Sorgen um mich. Immer wieder dieses Scheißegal Gefühl. Mir ist alles egal. Genau so habe ich mich am 6. Tag gefühlt. Mein ganzes Gefühlsleben beschäftigt sich im Moment nur noch mit Nichtrauchen. Ich glaube ich muss mal das Umfeld wechseln.... einfach mal packen und weg hier für ein paar Tage... Damit ich aus diesem (Rauch-) gewohnten Umfeld rauskomme.

Ich glaube ich bin dem Wahnsinn nahe... war ich als Raucher aber auch schon, tut daher nichts zur Sache. Immer wenn ich so richtig rauchen will gehe ich zum Spiegel.... ich schau mich an, ziehe die Lippen herunter und versuche auf sächsisch zu sagen: Ich bin ein Rochermännchen ausm Erzgebirche. Ich will rochen.... tu ich aber nit. dabei bekomme ich immer einen Lachanfall und der Drang nach der Kippe ist weg. Ich glaube ich werde langsam irre.

Fazit: 384 Zigaretten nicht geraucht, 84,80 Euro nicht für Gift ausgegeben. Mir geht es aber total beschissen. Ich könnte heute alles aufgeben und weglaufen, einfach ganz woanders ein neues Leben beginnen. Irgendwo, wo ich noch nie als Raucher gewesen bin. Der Tag begann super und endete als Horrortag. Eigentlich dachte ich dieses Tagebuch könnte auch anderen Mut machen.... doch ich glaube eher es schreckt jeden Raucher ab. Naja..... weitermachen... auf jeden Fall werde ich nicht rauchen. Anbei einer dieser abschreckenden Witze, die keinen Raucher, auch mich nicht.... jemals zum Nichtrauchen gebracht hätte.... und daher funktionieren auch diese Aufdrucke auf den Zigaretten nicht. Keiner von uns wird das Rauchen jemals aus Angst vor Krankheit aufgeben...  Meine Mutter hat trotz Diagnose Lungenkrebs munter weiter geraucht... Sie hatte sehr große, panische Angst zu sterben... und hat dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, munter weiter geraucht. Wir Raucher haben ein Talent dafür der Realität aus dem Weg zu gehen, die Gefahren zu verdrängen und wir finden tausend Gründe um anderen zu erklären, warum wir rauchen... Und wir wollen dann rauchen, wenn wir Angst haben oder, wenn es uns schlecht geht... siehe mich heute.


9. Tag

10 Tage sind nun vorbei. Ich werde ab jetzt hier zu einer wöchentlichen Berichterstattung übergehen.


14. Tag

Nun ist es passiert. Ich rauche wieder. Es passierte mir, wie allen die wieder anfangen. Eine schwierige Situation, Alkohol im Spiel... eine angesteckt... tja

Ich gebe dieses Projekt nicht auf. Nur bin ich im Augenblick genötigt alle meine Träume und Ziele aufzugeben,  nachdem meine Beziehung, die 2,5 Jahren andauerte nun zu Ende ist. Nein, natürlich helfen mir dabei die Zigaretten nicht, und natürlich ist es ein Illusion sie würden mich beruhigen. Ich werde dennoch ein paar Tage brauchen um meine innere Ruhe endlich wieder zu finden, die solange verloren war... sobald ich das geschafft habe geht dieses Projekt weiter. Ich fühle mich nicht als Versager... ich habe einen Versuch gestartet und Fehler gemacht. Aus diesen Fehlern lerne ich und das nächste mal klappt es!


Ich merke, daß ich doch recht stark bin und das alles erstaunlich gut wegstecke. Ich gebe mir noch eine Woche Zeit um aus dem Gröbsten rauszukommen und dann höre ich wieder auf zu rauchen. Stichtag: 15.05.2006


2. Versuch - 4. Tag
Ja, vier Tage ist es schon wieder her seitdem ich es zum zweiten Mal versucht habe. Es klappt erstaunlich besser als beim ersten mal. Das liegt wohl an der inneren Ruhe, die ich langsam wiederfinde. Seitdem ich diese ambivalente Beziehung nicht mehr führe fällt es mir viel einfacher meine Energie in positvie Dinge zu stecken. Ich habe das gute Gefühl, diesmal klappt es.

Fazit: 816 Zigaretten nicht geraucht, 180,20 Euro nicht für Gift ausgegeben. Ich bin sehr zufrieden mit mir, fühle mich gut und werde nur noch sporadisch hier berichten. Ich weiß daß ich es diesmal schaffe.


2. Versuch - 11. Tag
Ich glaube es gibt hier über dieses Thema nicht mehr so viel zu berichten. Es fällt mir erstaunlich leicht nicht zu rauchen, vielleicht liegt es daran, daß ich privat einiges verändern konnte und damit endlich meinen Seelnefrieden finde. Natürlich kommen die Schmachtattacken manchmal, aber sie sind so kurz und so schnell wieder weg. Übrigens, ich halte mein Gewicht von 77 Kg.... problemlos. Also stimmt es nicht, daß man unbedingt zunehmen muß... ein paar Äpfel statt Schokolade... einmal am Tag vernünftig essen... es klappt hervorragend. Ich werde jetzt nur noch sporadisch hier berichten... Ich bin überezugt, daß ich nie mehr rauchen werde.

Fazit: 1.152 Zigaretten nicht geraucht, 254,40 Euro nicht für Gift ausgegeben. Herrliches Gefühl.

 


2. Versuch - so um den 205. Tag


Wie lächerlich und klein kommt mir der Schmacht vor, die Panik, die Suchtattacken der ersten Tage. Es ist nun 2.340 Euro und 10.704 Zigaretten her, seit ich mir das letzte mal eine angesteckt habe. Ich denke nicht mehr ans Rauchen, und es beschäftigt mich nicht mehr, nicht zu rauchen, es ist normal geworden. Manchmal erscheint der Nikotinteufel noch, versucht mich zu animieren eine anzustecken... aber es kostet keine Überwindung mehr, es nicht zu tun.

Wenn ich mir diese Seite hier von vorne in Ruhe durchlese, so kann ich es heute gar nicht mehr so richtig nachvollziehen, wie schwer mir das Aufhören am Anfang gefallen ist. Ich kann nur jeden ermutigen durchzuhalten. Es kommt ein Zeitpunkt, wo einen das Nichtrauchen einfach nicht mehr beschäftigt und wo es absurd vorkommt sich eine stinkende Zigarette in den Mund zu stecken und den beißenden Rauch in die Lungen einzuatmen und dafür auch noch ein Vermögen auszugeben. Es kommt mir absurd vor, mit welcher Energie ich meine Sucht damals vor Nichtrauchern verteidigt habe. Einfach nur absurd.... Zwei Dinge sind besonders schön, jetzt nach über 200 Tagen.

Zum einen nicht mehr abhängig zu sein. Nicht mehr nach Kleingeld zu kramen, keine Tobsuchtsanfälle mehr, wenn der Automat nicht funktioniert und nachts um 1:00 die letzten Münzen verschlungen hat, ohne die heissersehnte Schachtel Zigaretten auszuwerfen, kein ängstliches Abzählen der Zigaretten in der letzten Packung abends... werden sie noch reichen? Für morgen, für den Kaffee? Ich bin auf einer Reise in den Vogesen morgens einmal 40 Kilometer mit dem Motorrad gefahren, vor dem Frühstück, nur um Zigaretten zu kaufen, die mir dummerweise am Abend ausgegangen waren. Es ist so ein schönes Gefühl frei von dieser Abhängigkeit zu sein, heute.

Zum anderen ist es wunderschön, dass die Lungen wieder frei sind. Das geht übrigens recht flott... schon nach ein paar Wochen fühlt man sich viel besser... Früher habe ich immer stoßhaft geatmet. Wenn ich tief durchgeatmet habe, bekam ich meist einen Hustanfall... heute freue ich mich, wenn ich gaaaaaaaanz tief Luft hole, wenn ich spüre, wie die Atemluft bis in den letzten Zipfel meiner Lunge gelangt... ein Gefühl, das ich gar nicht kannte, da ich ja ab dem Teenager Alter das Leben nur mit Zigaretten kenne. .

Fazit nach über 6 Monaten.... 100% mehr Lebensqualität.... ich fühle mich wohl !!!!

 


Das Gewicht

Allen Carr schreibt in seinem Buch, man würde nicht zunehmen. Sehr schön, leider nur richtet sich mein Körper, und der Körper der meisten von uns, nicht nach dem, was Allen Carr da so schreibt. Er schreibt ja auch, es gäbe keinen körperlichen Entzug... was für ein Schwachsinn... aber er macht es ganz geschickt... Er schreibt von seiner Methode des Aufhörens, beschreibt eigentlich nirgends so richtig, was seine Methode ist, und zieht sich dann, wenn jemand doch dick wird, oder doch körperlichen Entzug empfindet auf die Position zurück: “Wenn das so ist habe man seine Methode nicht verstanden”. Sehr geschickt... macht auf jeden Fall reich :-) Aber egal, alles was hilft um von der Sucht wegzukommen ist ok... Mein Körper zumindest scherte sich einen feuchten Kehricht um Allen Carr’s Behauptungen und ging auseinander wie ein Hefeteig. Mit 77 Kilo hörte ich auf zu rauchen... bei 84,5 Kilo zog ich dann die Notbremse...

... nein ich fing nicht wieder an zu rauchen, um abzunehmen... Ich begann mich einfach im Internet über Fett, Kalorien, Kalorienbedarf und so weiter zu informieren. Unter anderem fand ich eine schöne kleine Shareware, mit der man den Kalorienkonsum wunderbar ausrechnen kann. Ich bastelte mir eine Exceliste, gebe mein Gewicht am Morgen ein, gebe ein wieviele Minuten lang ich welchen Sport getrieben habe und es errechnet sich, anhand des Grundumsatzes und der zusätzlichen Bewegung mein Kalorienbedarf für den Tag. Da ich mittlerweile eine recht gut Kenntnis über Fettgehalt und Kalorien der einzelnen Lebensmittel habe, ist es ziemlich einfach das Gewicht unter Kontrolle zu halten.

Ich hungere nicht, mache keine Diät, nichts dergleichen. Ich verzichte einfach auf zuviel Fett... Pommes & Co

 

esse ich gar nicht mehr, Bier und Alkohol gibt es nur noch zu besonderen Anlässen, Lieber mal Fisch, als Schweinefleisch, einfach den Magerquark, statt den mit 40 % Fett, Milch mit 1,5% Fett schmeckt nach einer Weile auch nicht schlechter als die mit 10%.

Zu dem Ganzen kommt Bewegung, Bewegung, Bewegung.... 30 Minuten Joggen, fast jeden Morgen, ein paar einfache Übungen zum Muskelaufbau zu Hause, etwas Schwimmen und viel Rad fahren....

Im Oktober wog ich 84,5 Kilo... Heute, Mitte Dezember, sind es nur noch 79. Das ist zwar nicht viel Gewichtsverlust, aber es kommt dazu, dass Fettmassen sich in Muskelgewebe umgewandelt haben. Und Muskelfleisch wiegt halt auch, sieht aber besser aus.

Es ist also gar kein Problem, auch sein Gewicht unter Kontrolle zu halten, nachdem man mit dem Rauchen aufgehört hat. Man braucht dafür keine strengen Diäten und man braucht auch nicht stundenlang in Fitness Studios rumzappeln. Einfach etwas darauf achten was man zu sich nimmt und ein wenig Bewegung...

 

 


227 Tage... und der Nikotinteufel meldet sich wieder. 28.12.2006

Seit dem 2. Weihnachtstag habe ich privat wieder mal so eine richtige Stress Situation und siehe da... er lebt noch, er lebt noch , er lebt noch. Ich hatte den Nikotinteufel für tot geglaubt, doch nun sitzt er seit zwei Tagen immer wieder mal in meinem Kopf und flüstert.... “Du weißt ja... Du brauchst Dir nur eine anzustecken, und alles ist leichter, die Probleme lösen sich auf...” Ich hätte vor 1-2 Wochen, als ich die vorherigen Beiträge schrieb, niemals gedacht, dass es noch einmal so stark werden würde, dieses Schmachtgefühl. Ich kann zwar jeden beruhigen, der auch aufgehört hat und vielleicht noch nicht so lange rauchfrei ist... dieses Schmachtgefühl ist nicht so strak, nein es ist absolut schwach verglichen mit dem, was in den ersten Tagen mit mir passierte. Dennoch ist es da und es bedarf einer gewissen Vorsicht jetzt nicht in die Nikotinfalle zu tapsen.

Was hilft?
Sport treiben - Ablenkung durch Aufgaben, die Konzentration erfordern - Sich die Reihe der nicht gerauchten Zigarettenpackungen vor Augen führen, immerhin schon so um die 580 Stück - mit anderen aus dem Rauchfrei-Forum schreiben.

Ich bin überzeugt, dass sich hier kein Rückfall anmeldet, dennoch bin erstaunt, dass die eingebrannte Verbindung im Hirn Problemlösung = Zigarette, doch noch funktioniert.

Es bewahrheitet sich, was ich schon immer vermutet habe. Es ist so, dass mein Hin bestimmte Lebenssituationen mit dem Rauchen verbunden hat. z.B. Pause beim Motorradfahren = Kippe an, Stresssituation = Kippe an, Kaffee in der Tasse = Kippe an... und so weiter. Mir fällt auf, dass diese Verbindung sich löst, wenn ich die vorgenannten Situationen 1-2 mal ohne “Kippe an” durchlebt habe. Und da meine derzeitige private Stresssituation bisher seit dem Nichtmehrrauchen noch nicht da war, muss mein Hirn auch diese Verbindung zur Zigarette erst einmal lösen, so wie es mit den anderen Situationen schon geschehen ist. Kaffee ohne Zigarette ist ja heute für mich auch ein Genuss... am Anfang war es undenkbar Kaffee zu trinken ohne Kippen.
 

Dennoch bin ich wirklich über meinen Schmacht der letzten Tage erstaunt, hätte das nicht gedacht. Aber dennoch: 2.554 Euro nicht für Gift ausgegeben und 11.568 Zigaretten nicht geraucht. Das sind immerhin so um die 580 Packungen, was man sich auf dem nachstehenden Bild schön verdeutlichen kann. Es geht also... kann nur immer wieder jeden dazu ermutigen mit dem Rauchen aufzuhören, trotz aller Probleme, die sie/er vielleicht im Moment haben mag.

 


Psychospiele....   29.12.2006

Alleine, jedoch nicht einsam, motiviert durch die Resonanz einiger Teilnehmer des rfo-Forums, habe ich es mir hier bei einem Glas Wein und Kate Busch gemütlich gemacht und möchte einfach ein wenig darüber philosophieren, was mir geholfen hat nun schon seit fast 8 Monaten rauchfrei zu sein.

Was hat mir eigentlich geholfen? War es nun eine körperliche Abhängigkeit? Welche psychischen Trick haben es mir möglich gemacht, so weit zu kommen... Das sind die Dinge, die ich hier mit anderen teilen möchte, die vielleicht noch nicht ganz so weit sind und im Horror der ersten Tage stecken.

Es war ganz sicher eine körperliche Abhängigkeit. Und ich habe nie nachvollziehen können, dass Allen Carr schreibt, es gäbe die körperliche Abhängigkeit nicht. Meine ersten 10 Tage waren absoluter körperlicher Entzug. Es waren auch die schlimmsten Tage... der Horror schlechthin. Was hilft aber in diesen Momenten? Nun mir haben folgende Dinge geholfen:

  • Zuerst einmal habe ich mir ein paar Tage Urlaub genommen, da ich einfach nicht in der Lage war, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Das gab mit die Möglichkeit viel zu dösen und zu schlafen.
     
  • In Momenten der Attacken habe ich Dinge getan, die mir vor Augen führten, wie ekelig diese Raucherei ist. So habe ich zum Beispiel nach und nach meine Bilder an den Wänden abgewaschen und es genossen, wie diese gelbe Nikotinsuppe im Waschwasser war. Ähnliches habe ich mit Möbeln, Fenstern,  Auto etc. gemacht. Immer nur eines, damit bei der nächsten Attacke noch mehr Ekelnikotin abzuwaschen war.
     
  • Ich habe viel meditiert... Einfache Atemmeditation... Konzentrieren auf Einatmen - Ausatmen... immer nur auf den Atem konzentrieren... Ein.. Aus... Ein ... Aus.... .. .Es dauert eine Weile bis man das beherrscht sich genau auf das Atmen, und nur auf dieses Atmen zu konzentrieren. Man nimmt nichts um sich mehr wahr... es dauert es zu erlenen, aber es bewirkt Wunder, was die innere Ruhe und gelassenheit angeht.
     
  • Wenn ich das Gefühl hatte, ich werde wahnsinnig, habe ich diesen Nikotinteufel in mir personifiziert. Ich habe versucht ihn mir als eine Kreatur vorzustellen, die unweigerlich sterben muss, wenn ich sie nicht stündlich mit Nikotin füttere. Ich stellte mir vor, wie schrecklich es sein muss, wenn man einfach ausgehungert wird. Dies gab mir die Möglichkeit Verständnis für diese “Kreatur” und dem Rütteln an mir zu entwickeln. Ich lehnte mich nicht gegen den NT auf, in Form eines Feindes, der unterdrückt werden muss, (Spannung) sondern sagte mir... ich verstehe Dich, ich hungere Dich aus und Du ringst mit dem Tode... das kann ich verstehen. Es muss schlimm für Dich sein NT.... Diese Sichtweise gab mir die Möglichkeit Frieden mit dem NT zu schließen..... Ich ließ seinen Todeskampf (meinen Schmacht) einfach zu... voller Verständnis, ohne mich mit Gewalt dagegen aufzulehnen. (Keine Spannungen in mir, keine Auflehnung gegen etwas.
  • Wenn ich Diesen Schüttelfrost und diese Schweißausbrüche hatte, stellte ich mir vor, wie durch diesen Schweiß das Restnikotin aus jeder Pore meines Körpers entweicht. Wie ich innerlich rein wurde... dieser Gestank entwich...
     
  • Ich achtete ganz intensiv darauf, wie mein Geruchs und Geschmacksinn sich regenerierten. Allerdings muss ich gestehen, dass dies manchmal recht unangenehm war... Mit wurde bewusst, wie ekelig Dieselabgase riechen, wie ekelig ein Imbiss riecht.... dennoch, das Bewusstsein, dass meine Nase Dinge aufnehmen kann, die ich vorher nie wahrgenommen habe, war schon ein Erlebnis, das mir geholfen hat standhaft zu bleiben.
     
  • Eine ganz wichtige Hilfe bei Schmachtattacken, aber auch in allen anderen Lebenssituationen war die Erkenntnis, das alles im Leben immer im Fluss ist. Kein Moment in diesem Leben kann angehalten,  eingefroren werden. Leider die schönen Momente nicht, gottseidank die schlechten Momente auch nicht. Alles verändert sich, von Sekunde zu Sekunde... nichts bleibt. Das Leben fliest, nichts stagniert. Aus dieser Erkenntnis heraus fällt es viel einfacher eine Suchtattacke, mit dem Vertrauen, dass auch ihre Zeit nur sehr begrenzt ist, einfach vorbeiziehen zu lassen. Es fällt aus dieser Erkenntnis heraus auch einfacher den Wert schöner Momente zu schätzen und zu genießen... Auch sie sind nicht anhaltbar, wir können sie nur dann genießen, wenn sie passieren, alles andere ist fiktiv, nicht erlebbar.
     
  • Ganz wichtig waren für mich meine Berechnungen, die mir vor Augen führten, wie viele Zigaretten ich nicht geraucht hatte... wie viele Packungen, wie viele Euro ich gespart hatte, wie viele Gramm Teer ich nicht in die Lungen gesaugt hatte. Ich zelebrierte diese Berechnungen jeden Abend.... rechnete aus, wie viele Meter die nicht gerauchten Zigaretten ergeben würden, wenn man sie aneinander reihen würde.. und so weiter. Ein allabendliches Ritual, das mir sehr geholfen hat.
     
  • Leider sehr spät kam ich, nicht zuletzt motiviert durch meine damalige Freundin dahinter, wie wichtig Bewegung ist. Es wäre mir in den Anfangstagen viel leichter gefallen, wenn ich damals schon mit dem Sport begonnen hätte. Ich kann also nur jedem raten, so schnell wie möglich damit anzufangen. Zuerst begann ich zu Joggen. Meine ersten Versuche waren kläglich. Auf einer Strecke von 2,8 Kilometern machte ich 5 Pausen... die Hälfte der Strecke konnte ich nur walken... Meine Lungen pfiffen aus dem letzen Loch...   und dennoch, ich fühle mich so gut, so wahnsinnig gut danach. Später kaufte ich mir ein neues Fahrrad und begann zusätzlich bei jeder Gelegenheit Rad zu fahren. Auch hier waren Anfangs 10 Kilometer eine Tortur.... Heute, 2 Monate später?.... nun, ich jogge immer noch meine 2,8 Kilometer... allerdings fast täglich, mal eben ganz locker um 6:30 Uhr vor dem Kaffee. Mein Puls steigt dabei kaum noch über 120.... Fahrrad fahre ich heute problemlos 30-35 Kilometer....... Ich erfreue mich meiner Lungen... kein Ächzten, kein Ringen nach Atem... selbst nach Bergpassagen nicht. Mir tun eher die Muskeln weh, nicht aber gerate ich außer Puste.... Ich genieße das so sehr, dass ich eine Teufel tun werde jemals wieder einen Glimmstängel in meinen Mund zu stecken. Ich kann nur empfehlen, viel früher mit der Bewegung anzufangen, als ich das getan habe... am Besten gleichzeitig mit dem Nichtrauchen. Ganz wichtig..... das zugenommene Gewicht purzelt davon fast alleine :-)

  • Lauthals verkündete ich jedem, ob er es wissen wollte, oder nicht, dass ich nicht mehr rauche. Dies mag zwar so einige Leute in meinem Umfeld genervt haben, es hatte aber den Vorteil, dass jeder von meinem Vorhaben wusste und ich mehr oder weniger dadurch unter Beobachtung stand. Viele lachten und sagten: Ich gebe Dir einen Monat... Andere bewunderten mich dafür... Dieses ständige laut ausgesprochene “Ich rauche nicht mehr” wirkt wie eine Autosuggestion. Wie eigene Überzeugungsarbeit.
     
  • Besonders wichtig, und das tue ich heute noch täglich, ist es mir selber vor Augen zu führen, wie gut es ist nicht mehr zu Rauchen. Dafür suche ich mir alle nur erdenklichen Vorteile heraus, die ich dadurch habe, daß ich nicht mehr rauche. Ich führe mir vor Augen, wie gut es mir heute geht, ich lobe mich, ich lasse den Stolz zu, den ich empfinde, weil ich die Aufgabe bisher so gut meistern kann. Diese positive Betrachtungsweise parkatiziere ich täglich, wenn ich ins Bett gehe, oder wenn ich morgens aufwache. Wichtig ist dabei, sich nur das Positive des Nichtrauchens intensiv zu verinnerlichen. Ich mache das so ca. 15 Minuten täglich.

    Beispiele:
    • Meine Lungen sind frei, ich habe wieder Kondition
    • Ich brauche mich um diese Suchtbeschaffung nicht mehr kümmern
    • Ich spare mit der Zeit ein Vermögen
    • Meine Tapeten sind in den Ecken nicht mehr gelb, kein Nikotinfilm auf den Fenstern
    • Ich fühle mich unabhängig, frei...
    • Ich bin viel ruhiger, als früher
    • Rauchverbote sind mir absolut gleichgültig geworden. (Früher haben sie mich so geärgert)
    • Meine Kleidung, meine Haare, mein Körper... stinken nicht mehr nach Nikotin
    • diese Liste ist endlos erweiterbar...
       
  • Ich ging oft hier unten in das Bistro, bewaffnet mit Lesebrille und einem guten Buch. Dort bestellte ich mir ein Bier und beobachtete ganz bewusst die Raucher um mich herum. Ich sah genau hin, wie intensiv sie an den Zigaretten zogen, ich zählte mit, wie oft und wie schnell sie die nächste anzündeten, ich sah, wie sie den letzen Happen Ihres Essens noch nicht ganz herunter geschluckt hatten und sich schon die nächste Zigarette anzündeten... und während ich das alles sah.. sagte ich mir immer wieder: Genau so warst auch Du, Ralf... Gottseidank, Ralf... das alles was Du hier siehst brauchst Du nicht mehr zu tun.
     
  •  
  • In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich in dieser ersten Zeit sehr viel Alkohol, meistens Bier, getrunken habe. Ich habe schon an mehreren Stellen gelesen, dass diese Suchverlagerung bei vielen stattfindet. Auch meine gute Freundin Petra, die gleichzeitig mit mir aufgehört hat, bestätigte mir dieses. Ich fühlte mich am Anfang ohne die Zigaretten immer innerlich absolut unruhig. Ein, zwei Bier vermittelten mir das Gefühl, ich würde ruhiger werden. Mittlerweile passt Alkohol, schon Kalorienbedingt, gar nicht mehr in meinen Ernährungsplan. Ich weise gerne auf diesen Punkt hin, weil das mit dem Alkohol nicht ganz ungefährlich ist. Was nutzt es, wenn man vom Raucher zum nichtrauchenden Alkoholiker wird.

  • ... Sicherlich werde ich diese Punkte zukünftig noch ergänzen... Das Wichtigste war für mich das ganze nicht gewaltsam zu machen... nicht mit Willenskraft und Spannung... sondern immer indem ich mir alle Vorzüge des Nichtrauchens vor Augen führte... Alle Nachteile des Rauchens vor Augen führte. Gegen den Schmacht wehrte ich mich nicht.. ich lies ihn zu, lies ihn immer wieder vorüber ziehen ohne mich mit Gewalt dagegen aufzulehnen... ich glaube das war das Wichtigste. Schachtattacken dauern höchstens 3-5 Minuten, wenn man sie einfach zulässt.... Wenn man sich mit Gewalt gegen sie auflehnt, versucht sie zu unterdrücken,  können sie den ganzen Tag dauern.

 


2. Versuch - 235. Tag    -   Militante ex-Raucher  04.01.2007
Ich möchte hier mal meine Meinung zu dieser Sorte Mensch äußern... Ich habe nun mittlerweile 11.760 Zigaretten nicht mehr geraucht und bin stolz darauf. Dennoch rege ich mich, immer wenn sie mir begegnen, über eine bestimmte Spezies unserer Artgenossen auf, die militanten ex-Raucher. Wer kennt sie nicht, diese Menschen, die jahrelang alles und jeden mit ihrem Qualm verpestet haben und nun, beim Anblick einer brennenden Zigarette an künstlichen Hustenanfällen zu sterben drohen. Ich rede hier nicht von Menschen, deren Gesundheit geschädigt ist, sondern von Menschen, denen es nur um Prinzipienreiterei und Rechthaberei geht.  Die, von denen ich vermute, dass sie diesen Quatsch zum eigenen Schutz brauchen, weil sie befürchten wieder der Sucht zu verfallen. Diese polemische Einstellung gegen das Rauchen erzeugt in meinen Augen Spannungen und wird vor allem niemals einem Raucher dabei helfen mit dem Rauchen aufzuhören. Ferner fände ich es recht heuchlerisch von mir, wenn ich nach 438.000 gierig inhalierten Zigaretten jetzt den Militanten geben würde. Und genau so heuchlerisch sehe ich das bei den anderen ex-Rauchern auch... Nein, ich verstehe jeden Raucher, ich kann nachvollziehen, wie es ihm geht.  Ich wünsche auch jedem Raucher, dass er sich möglichst bald von der Sucht befreien kann, aber die Entscheidung aufzuhören kann nur jeder selber treffen. Der Weg dahin ist gangbar, wenn auch manchmal schwer.


Bei mir zu Hause darf auf jeden Fall nach wie vor jeder rauchen und siehe da, trotzdem gehen alle Raucher von alleine, unaufgefordert auf den Balkon. Es geht also auch, ohne das man sich zu einem penetranten Ekelpaket entwickeln muss. Die meisten Raucher sind nämlich gar nicht so verständnislos, wie sie immer gerne dargestellt werden. Militante Ex-Raucher... bleibt mir vom Hals, ich kann und will diese verborte, intolerante Einstellung nicht teilen. Wenn mich der Rauch so sehr stören würde, zwingt mich niemand mit Rauchern zusammen zu sein. Wenn ich mir wünsche, das jemand in meiner Gegenwart nicht raucht, so besteht immer die Möglichkeit dieses dem Raucher höflich, respektvoll und als Wunsch mitzuteilen, ohne den Raucher wie einen Aussätzigen. oder einen Menschen zweiter Klasse zu behandeln. Der Ton macht die Musik, wie in allen Lebenslagen. Ich denke damit erreiche ich mehr, als mit einem gekünstelten Hustanfall.
 


2. Versuch - 244. Tag    -   Depressionen, Lustlosigkeit

Gestern Abend habe ich mir eine schöne Musik aufgelegt und voller innerer Ruhe und Zufriedenheit einmal zurück gedacht an die ersten Tage und Wochen dieses Projekts.  Abgesehen von den ersten Tagen, an denen zwischen Euphorie und Selbstzerstörungstrieb, zwischen Glücksgefühl und Heulkrämpfen alles einstellte, erinnerte ich mich an meine damalige Grundstimmung, die über Wochen anhielt und die alles andere als schön war. Vielleicht ist das Wort Depression etwas zu groß für meinen Gemütszustand damals, allerdings lustlos, antriebslos war ich auf jeden Fall. Alles erschien mir grau in grau, ich freute mich auf nichts, konnte selbst den Dingen, die mir früher Freude gemacht hatten, nicht so recht etwas abgewinnen.

Auch wenn ich den Gedanken zu vermeiden suchte, so weiß ich heute, was diese Stimmung verursacht hat. Es war das Bewusstsein: DU WIRST NIE MEHR RAUCHEN. Und auch, wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, zu dem damaligen Zeitpunkt hatte ich unterbewusst den Eindruck, ein Leben ohne rauchen macht gar keinen Sinn. Es kam vom Gefühl einer Amputation nahe denke ich mir. Ich fühlte mich, als sei ein wichtiger Teil von mir einfach entfernt worden.

Dies ging so weit, dass mir die absurdesten Gedanken durch den Kopf schossen, dass ich Dinge öde und sinnlos fand, die mir früher absolute Glücksgefühle beschert hatten. Da kamen Gedanken und Gefühle auf wie:

  • Es macht keinen Sinn, sich an einem lauen Sommerabend, bei schöner Musik mit einem Glas Wein auf meinen Balkon zu setzen, sich schöne Gedanken zu machen, zur inneren Ruhe zu finden.... es macht ohne Zigarette keinen Sinn.
  • Es macht keinen Sinn schön essen zu gehen und das Ganze mit einem guten Cognac abzuschließen, wie ich es immer gerne getan habe... es macht ohne Zigarette keinen Sinn....
  • Der Kaffee im Morgengrauen, wenn die Natur erwacht, die Vögel zu zwitschern beginnen, die Menschen aber noch nicht mit Ihren “technischen” Geräuschen alles zerstören... der Kaffee zu dieser Stunde war für mich immer einer der schönsten Momente des Tages gewesen... Dieser Kaffee macht keinen Sinn ohne Zigarette.
  • Essen, Motorrad fahren, Arbeiten, Kaffee trinken, Sex, Malen, Fotografieren.... Das ganze Leben macht... naja, es macht zumindest keinen Spaß ohne Zigarette.

Schwachsinn! Heute macht alles wieder Spaß. Das Fotografieren, der Kaffee, das Glas Wein, der Balkon... die innere Ruhe ist wieder da, ja ich glaube fast sogar noch intensiver alles, als zu Raucherzeiten.

Allerdings hat sich diese Schwermut sehr hartnäckig über lange Zeit gehalten. Während körperlicher Entzug, aber auch die mentalen Schmachtattacken recht schnell in den Griff zu bekommen waren, so hatte ich doch immer das Gefühl, ich könne gegen diese depressive Stimmung nichts tun. Sie ging von ganz allein irgendwann... allerdings erst nach 4-5 Monaten.

Heute freue ich mich auf so vieles, was noch vor mir liegt. Meine Grundstimmung ist optimistisch, ich empfinde dieser wunderschöne innere Ruhe endlich wieder. Ich schaue liebevoll auf meinen Balkon, voller Vorfreude auf diese lauen Sommerabende, Vorfreude auf die schönen Reisen, die ich dieses Jahr machen möchte... Tausend Glücksgefühle, ohne Zigaretten, und dabei bin ich zur Zeit nicht einmal verliebt.

12.384 Zigaretten, 2.734 € ...

 
 

2. Versuch - 284. Tag    -   Karneval in Kölle

Nun, viel gibt es nicht zu berichten...

Es war ein herrlicher Karneval, der Altweiber in der Wagenhalle der GEW in Köln begann und am Rosemontag auf dem Zug in Opladen endete. Nicht zu einem Zeitpunkt bestand die Gefahr eine Zigarette zu rauchen, auch mit recht zugedröhnten Kölschkopp nicht. Ich kann wieder nur jeden ermutigen weiter zu machen, aufzuhören... es kommt wirklich ein Punkt, wo Nichtrauchen einfach keine Rolle mehr spielt. Es ist einfach ein ganz normaler Zustand... Feiern, Tanzen... alles macht wieder Spaß, ohne Kippe.

Zur Zeit begleite ich eine gute Bekannte ein wenig bei ihren ersten Schritten... sie ist heute seit 2,5 Tagen rauchfrei und leidet sehr. Ich kann ihr Gejammer meist ganz gut ertragen, da ich mich, nicht zuletzt durch diese Homepage, sehr gut an mein eigenes Gejammer der ersten Tage erinnern kann. Ich weiß, dass sie leidet und das es schwer ist in der Anfangsphase mit dem NT klar zu kommen... Könnte ich Ihr doch irgendwie vermitteln, daß es bald vorbei ist mit dem Horror. Wenn ich mich heute betrachte... und damals... es kommt mir vor, als seien Jahre vergangen. Jahre allerdings, in den ich jünger geworden bin, statt älter. Und ich bin so froh, dass diese Sucht nun endlich vorbei ist und ich diesbezüglich ein freies Leben führen kann.  Und ich bin so froh über die Kondition , die ich erlange... über die sportlichen Aktivitäten, denen ich nachgehe.... über eine Lunge, die einmalig funktioniert.... auch hier ist alles etwas intensiver geworden...

Das Joggen habe ich mittlerweile aufgegeben, es war nicht so mein Ding und ich musste mich jedes mal zu diesem langweiligen, monoten Laufen mit großer Mühe motivieren... stattdessen habe ich in Opladen ein altes Schätzchen gefunden... unser uraltes Hallenbad aus den 60zigern, in dem man wunderschön, recht ungestört und für gerade mal ein paar Euro, Bahnen schwimmen kann. Somit schwimme ich nun mindestens 4 Mal pro Woche eine Stunde. Mein Gewicht hat sich so bei 77 Kilo eingependelt, mit denen ich sehr gut leben kann. Paralell fahre ich viel Fahrrad... Touren über 60 Kilometer sind mittlerweile ein Leichtes. Ich hätte mir als Raucher niemels träumen lassen, dass ich eines Tages mit dem Rad von Opladen nach Köln und zurück auf einen Kaffee fahren würde, und das einfach nur so, aus Spaß an der Freude. So langsam ärgere ich mich ein wenig, dass ich nicht schon viel früher mit dem Rauchen aufgehört habe... dennoch, besser spät als gar nicht.

Ich wünsche allen “Anfängern” viel Erfolg... haltet durch, ihr werdet 100% mehr Lebensqualität erlangen... Ansonsten, wie gesagt, es gibt nicht viel Neues zu berichten.

14.352 Zigaretten nicht geraucht, 3.178,60 € nicht für die Sucht ausgegeben... Ach übrigens, die Zigaretten sind teurer geworden, habe ich mir sagen lassen, aber das geht mir irgendwie total am A... vorbei :-)

 
 


Ziel erreicht... über 1 Jahr rauchfrei.

Man hat es geschafft, behaupten diverse online Foren... nach einem Jahr ist man ziemlich sicher nicht mehr anzufangen. Also beende ich das Internetprojekt an dieser Stelle und werde nur noch in dieser Rubrik hier berichten, wenn sich etwas ändern sollte... Aber da ich nie mehr rauchen werde wird sich diesbezüglich nichts ändern.

Ich bin froh, die verschiedenen Zustände von Anfang an dokumentiert  zu haben, da ich mir den Horror der ersten Tage gar nicht mehr so recht vorstellen kann heute. Sicherlich, ab und zu habe ich Verlangen nach einer Zigarette... aber mehr auch nicht. Kein Schmacht, kein Horror... eher so wie das Gefühl “Ich habe Appetit auf Erdbeerkuchen ”. Der Nikotinteufel ist so klein geworden, dass er mir nicht mehr so recht Probleme machen kann...  aber ich weiß auch eines:

Er wird immer da sein, ein Leben lang... nur eine einzige Zigarette kann ihn wieder erwecken und zu alter Kraft und Größe wachsen lassen. Also immer schön wachsam bleiben.

Statistik nach einem Jahr:

18.240 Zigaretten nicht geraucht, 4.069,60 € nicht für die Sucht ausgegeben

Dieses Projekt endet hier... ich wünsche allen, die es auch versuchen wollen viel Erfolg. Haltet durch, es lohnt sich, ihr bekommt 100% mehr Lebensqualität geschenkt.

Liebe Grüße
Ralf

 

 


 

 


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